Startseite > Verwaltung & Politik > Geschichte

Festakt am 14. Januar 2012

Auszug aus dem Bericht im Blickpunkt Winnenden in der Ausgabe vom 19. Januar 2012

Adelheid von Winnenden und Heinrich von Neuffen überreichen Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth die damalige Fahne, das Wappen der Herren von Neuffen.

Mit einem fulminanten Festakt wurde am vergangenen Samstag das Winnender Jubiläumsjahr eröffnet. Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Hermann-Schwab-Halle, als zunächst Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth und im Anschluss die Festredner Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Historiker Prof. Dr. Gerhard Fritz auf die Bühne traten.

Der Zuspruch aus der Bürgerschaft war derart groß, so dass die Hermann-Schwab-Halle bis auf den letzten Platz belegt war und auch Stehplätze in Kauf genommen wurden. Viele Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft und dem sozialen Bereich konnte Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth begrüßen. An der Spitze Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Regierungspräsident Johannes Schmalzl, Landrat Johannes Fuchs, die Oberbürgermeister von Backnang, Waiblingen und zahlreiche Bürgermeister aus der Umgebung.

Oberbürgermeister Holzwarth hob hervor, dass Winnenden im Jahre 1212 das Stadtrecht von Stauferkönig Friedrich II. verliehen bekam. Winnenden ist damit die älteste Stadt im Rems-Murr-Kreis. Dies wird in diesem Jahr gebührend gefeiert. Höhepunkt wird das Mittelalterspektakel am 7. und 8. Juli, das große „Winnender Mädlesfest“. Wie kam es zu diesem Namen? Ganz einfach: Die erste überhaupt bekannte Winnenderin, ein junges Mädchen, wird vom Enkel des Stadtgründers, vom Minnesänger Gottfried von Neuffen, in seinem „Winnender Lied“ besungen. Sie ist damit die erste bekannte bürgerliche Winnenderin. Zu hören gab es das „Winnender Lied“ vom Ensemble „La Marmotte“, das den Abend im Stil des Mittelalters gekonnt umrahmte.

Oberbürgermeister Holzwarth begrüßte
Festredner Ministerpräsident Winfried Kretschmann
und Historiker Prof. Dr. Gerhard Fritz

Heinrich und Adelheid betraten den Saal

Viele weitere Überraschungen folgten: Heinrich von Neuffen - der seinem Schwiegervater Gottfried von Winnenden das Stadtrecht vermittelt und selbst Winnenden zur Stadt ausgebaut hatte - und seine Frau Adelheid von Winnenden betraten den Saal. Würdig umrahmt von der Winnender Schlosstanzgruppe, die ebenfalls in Kostüme des Mittelalters geschlüpft war, nahmen sie die historische „Belehnung“ von Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth im Stil des 13. Jahrhunderts vor.

„Damit ihr nun seht, dass er dieses Amt rechtmäßig nach Lehensrecht inne habe und nicht nur durch diese merkwürdige Wahl des 21. Jahrhunderts, werde ich ihn nun belehen wie es einem rechtmäßigen Lehensherrn gebührt“, sprach Heinrich von seinem Thron. Oberbürgermeister Holzwarth kniete nieder und legte gemäß dem lehensrechtlich vorgeschriebenen „Handgang“ seine Hände in die Hände von Heinrich von Neuffen. Oberbürgermeister Holzwarth wiederholte:

Ja, ich will Euch als Euer rechtmäßiger Lehensherr
für das ganze 13. Jahrhundert mit Rat und Tat dienen
und Euren und der Stadt Winnenden Nutzen fördern und Schaden abwehren.

Zum Zeichen der Belehnung bekam Oberbürgermeister Holzwarth die damalige Fahne Winnendens und damit Neuffens überreicht. „Dies ist Euer Schultheiß, nun auch nach Lehensrecht!“, verkündete Heinrich.

Heinrich von Neuffen nahm die "Belehnung" von Hartmut Holzwarth zum Schultheiß vor.
Zahlreiche Ehrengäste kamen (auf dem Foto von links): Landrat Johannes Fuchs mit Gattin, Regierungspräsident Johannes Schmalzl, Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit Gattin und Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth mit Gattin. (Foto: 7aktuell.de/Hakan Saril)

Programm und Bewirtung vom Feinsten

Extra zum Festakt angereist waren Delegationen aus den beiden Partnerstädten Albertville und Santo Domingo de la Calzada. Bürgermeister Philippe Masure und sein spanischer Kollege, Bürgermeister Javier Azpeitia Saez, richteten ein Grußwort an die Winnender.

Bürgermeister Philippe Masure aus Albertville gratulierte zum Jubiläum. Es übersetzte Jean-Marc Soulié.
Bürgermeister Javier Azpeitia Saez (Mitte) aus Santo Domingo de la Calzada überreichte ein Ölbild der dortigen „Calle Mayor“. Es übersetzte Jens Bauder.

Ein besonderer Genuss war jeder Auftritt von „La Marmotte“, teils begleitet von Tänzen durch Kinder und Jugendliche der Tanzakademie Minkov aus Winnenden. Ein hübsches Bühnenbild boten sie in ihren mittelalterlichen Kostümen.

„La Marmotte“ begeisterte mit mittelalterlicher Musik.
Es tanzten Kinder und junge Erwachsene der Tanzakademie Minkov aus Winnenden.

Ebenfalls historisch kostümiert waren die städtischen Mitarbeiterinnen, die im Anschluss den Ausschank übernahmen, sowie die Mitglieder des türkischen Moscheevereins DITIB Winnenden, die erlesene türkische Spezialitäten in einer beachtlichen Fülle boten. Viel Lob gab es hierfür für die Vorsitzenden des Vereins - Ali Ünal und Mustafa Gemici - und die Damen, die im Vorfeld fleißig gebacken hatten.

Weshalb Spezialitäten aus der Türkei angeboten wurden, hatte einen ganz historischen Hintergrund. Der Stauferkönig Friedrich II, der Winnenden das Stadtrecht gewährte, war in Sizilien aufgewachsen, lebte dort auch die meiste Zeit und war mit den Muselmannen seiner Zeit, die auch in Süditalien auftraten, gut vertraut. Er verstand wohl auch arabisch und führte seine Kreuzzüge, die einen christlichen Teilbesitz Jerusalems zur Folge hatten, zu einem friedlichen Ergebnis durch Verhandlungen mit dem muselmanischen Sultan in Palästina. Diese historische Verbindung war Anlass, das gute Miteinander von Christen und Muslimen - so wie im Alltag in Winnenden - auch im Rahmen des Festakts zu praktizieren.