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"Winnender Mädlesfest" am 7./8. Juli 2012

Ein prächtiges Mittelalterfest zum Stadtjubiläum

Bericht im Blickpunkt Winnenden in der Ausgabe vom 12. Juli 2012.

Marktplatz, Einzug
Bis auf den letzten Platz war der Marktplatz belegt. Schultheiß Hartmut führt Stadtherr Heinrich von Neuffen zur Festbühne. (Foto: Haase)

Zwei Tage stand Winnenden ganz im Zeichen des Jubiläumsjahres „800 Jahre Stadt Winnenden". Mit einem prächtigen Festeinzug, bei welchem Stadtherr Heinrich von Neuffen seine jüngst gegründete Stadt Winnenden besuchte, begannen die Feierlichkeiten. Und sein Sohn Gottfried fand mitten auf dem Marktplatz sein „Winnender Mädle".

Was man in Winnenden am vergangenen Wochenende erleben konnte, übertraf alle Erwartungen. Die ganze Innenstadt sprühte vor mittelalterlichem Flair. Ein wahres Bürgerfest war es, da neben Profis der Mittelalterszene auch die Winnender Bürger, Vereine und Unternehmen mit Bewirtungsständen, Handwerk, Auftritten oder Stationen bei dem Mitmachparcours „Winnespiel" vertreten waren.

Janina Bäder, unser "Winnender Mädle", beim Garnspinnen. Sie hat sich im Mai gegen 19 Kandidatinnen durchgesetzt. (Foto: Haase)

Letzterer hatte enorme Vorbereitungen von allen Beteiligten erfordert. Allein hunderte von Kostümen hatten Ehrenamtliche genäht, damit die Teilnehmer in die richtige Stimmung versetzt werden, um die zwölf mittelalterlichen Aufgaben zu lösen. Auch das Bühnenprogramm bot für jeden Geschmack etwas: Von Schabernack, Tänzen, mittelalterlicher Musik bis hin zu einer Feuershow und vielem mehr.

In einem bewegenden ökumenischen Festgottesdienst am Sonntagvormittag stellten die Kirchen gegenseitigen ihre Winnender Kirchengeschichte vor. Die Fürbitten wurden in verschiedenen Sprachen vorgetragen – ein Zeichen des Miteinanders in Anwesenheit der vielen Gäste aus den beiden Partnerstädten Albertville und Santo Domingo de la Calzada.

Festeinzug als Inszenierung

Eine großartige Inszenierung war der Festeinzug am Samstagvormittag, bei welchem Verwaltungsspitze und Gemeinderat der Stadt in die Hauptrollen schlüpften. Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth spielte den „Stadtschultheiß Hartmut", Bürgermeister Norbert Sailer war sein „Achates Norbert" und fast der ganze Winnender Gemeinderat wurde zum „Magistrat" wie vor 800 Jahren. Festlich, an der Spitze zwei Gaita-Spieler und ein Trommler aus der Partnerstadt Santo Domingo de la Calzada, zogen sie vom Alten Rathaus zur Festbühne auf den Marktplatz. Ganz im mittelalterlichen Stil wurden sie angekündigt. Vom tapferen Richard, dem großen Hans, dem grünen Christoph und von Andreas vom Haselstein war dort u.a. die Rede. „Unter denselben ist der gesegnete Bruder Gerald der Vortrefflichste", so der Herold, und begrüßte damit Pfarrer Gerald Warmuth.

Pfarrer Gerald Warmuth auf der Festbühne
Pfarrer Gerald Warmuth übernahm die Rolle des Bruders Gerald. Mit ihm sang die Schola der Kantorei. (Foto: Haase)

Fanfaren des Posaunenchors erklingen vom Torturm

Die Bürgerschaft hatte sich in riesiger Zahl bei strahlendem Wetter auf dem Marktplatz versammelt, zumal sich der Stadtherr Heinrich von Neuffen mit seinem Gefolge angekündigt hatte. „Er will sehen, was wir in den ersten Jahren seiner jungen Stadt Winnenden schon alles bewerkstelligt haben", rief Schultheiß Hartmut von der Bühne. „Noch nicht lange ist es her, dass er im Jahre 1212 vom Stauferspross Friedrich II. das Recht der Ummauerung von Winnenden erhielt."

Die höchsten Vertreter der Stadt eilten nach einem Ankunftssignal rasch die Marktstraße hinunter, um das riesige Stadttor, das extra für die Inszenierung von den Royal Rangers aufgebaut worden war, öffnen zu lassen.

Heinrich von Neuffen auf Pferd
Heinrich von Neuffen ritt hoch zu Ross ein, begleitet von Schutheiß Hartmut.

Hoch zu Ross warteten dort bereits Heinrich und seine Gattin Adelheid. In diese Rollen waren erneut Rainer Bauer und Heidemarie Halagah aus Winnenden geschlüpft. Was sich dann abspielte, wurde mit Staunen von den Zuschauern entlang der Unteren Marktstraße bis zum Marktplatz verfolgt. Die Stadtkappelle führte den Zug mit Trommeln an, Heinrichs Hofstaat mit Gefolge und eine Vielzahl von mittelalterlichen Handwerkern, Gauklern und Musikern zogen die Marktstraße hinauf. Winnender Bürger und Schausteller, die später auch auf dem Mittelaltermarkt ihre Künste zeigten, folgten dem Stadtherrn Heinrich von Neuffen. Stimmige Kostüme, alte Leiterwägen, Tiere von der Sau bis zum Ochs und vieles mehr ließen mittelalterliches Flair aufkommen.

Mann mit Greifvogel auf Schulter
Allerlei Gestalten sorgten für mittelalterliches Flair. (Foto: Haase)

Winnenden hat wirklich Schwein gehabt

Doch damit nicht genug: Kostbare Geschenke hatte der Stadtherr im Gepäck, die er dem Schultheiß übereichte. Und auch die Stadtoberen ließen sich nicht lumpen und zeigten ihre Ehrerbietung mit zahlreichen Gaben, die Winnender Zunftmeister - welche noch heute in diesen Berufen arbeiten - übergaben. Pfiffig die Kommentare der Stadträte zu den Gaben, wie etwa bei der kleinen Sau, die dem Hofstaat übergeben wurde: „Wenn die Stadt Winnenden in 800 Jahren noch wie heute hier prächtig steht, dann haben wir wirklich Schwein gehabt!"

Scherenschleifer übergibt Schwert
Die Zunftmeister hatten Geschenke für Heinrich dabei, so auch Scherenschleifer Giesser. (Foto: Haase)

Und auch ein Happyend durfte bei dieser Inszenierung nicht fehlen: Gottfried von Neuffen war ebenfalls mit seinen Eltern Heinrich und Adelheid angereist und entdeckte im Verlauf der Szene sogar sein „Winnender Mädle". Er sprach folgende Worte:

„Vater, weit sind wir gereist und an fernen Höfen sind wir gewesen, doch nie habe ich ein solch liebreizendes Mädchen gesehen. Sie sitzt dort auf dem Brunnen und mein Herz sehnt sich nach ihr. Wenn sie doch nur auf mein Werben antworten würde …"

Wir wissen nicht, ob sich Gottfried tatsächlich in ein Winnender Mädchen verliebt hat.
Was er jedoch hinterlassen hat, ist das „Winnender Lied", in welchem er ein Winnender Mädchen besingt. Enthalten ist es in der berühmten mittelalterlichen Liederhandschrift „Codex Manesse". Des „Winnender Mädles" zu Ehren hat Winnenden daher im Jubiläumsjahr das „Winnender Mädlesfest" gefeiert.

Gottfried von Neuffen holte sein "Winnender Mädle" auf die Bühne. Im Hintergrund der Magistrat, gespielt vom Winnender Gemeinderat, links Adelheid und Heinrich.
Winnender Mädle mit Gottfried
In der Inszenierung gab es ein Happyend für das "Winnender Mädle" und Gottfried von Neuffen.

FILMTIPP

Ein sieben-minütiger Film über das "Winnender Mädlesfest" ist auf der Startseite der Homepage zu finden.

Impressionen vom "Winnender Mädlesfest"

Zwei Männer ziehen einen großen Leiterwagen
Auch Winnender Bürger, Vereine und Unternehmen (hier Raumausstattung Sauer) nahmen am Festzug teil.
Frauen in mittelalterlicher Kleidung
Im mittelalterlichen Gewand zeigten sich auch die Stände der Winnender - wie hier der des Weltladens. (Foto: Haase)
Kinder und Erwachsene blicken auf die Maus im Roulette
Das Mäuseroulette - wie einst auf den Märkten im Mittelalter. (Foto: Haase)
Kleiner Junge übt sich im Schmiedehandwerk
Die Stände der Handwerker luden zum Mitmachen ein. (Foto: Haase)
Ritter mit Schwert
Schaukämpfe waren ebenfalls geboten. (Foto: Haase)
Marktplatz am Abend
Auch am späten Abend war der Marktplatz Ort des Geschehens, zum Beispiel für eine Feuershow. (Foto: Haase)