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Testphase nach einen Jahr beendet

Fazit zum Test der Pilotanlage im Klärwerk Buchenbachtal

Seit Herbst 2024 lief im Klärwerk Buchenbachtal eine ATB-Anlage (ATB= alkalische Thermobeschallung). Nun wurde die Testphase abgeschlossen und die gewonnenen Erkenntnisse ausgewertet.

v.l. Dipl.-Ing. Frank-Steffen Schmidt, Amtsleiter Peter Bulling, Dr. Jürgen Bräutigam und Klärmeister Thomas Kühner. Foto: Stadt Winnenden

Mit dem Einsatz der Anlage verfolgt man das Ziel, den anfallenden Klärschlamm durch Hinzugabe von Säure, Wärme und Schall so zu bearbeiten, dass im späteren Prozess im Faulturm eine höhere Gasgewinnung erfolgt. Im Blockheizkraftwerk wird das Gas anschließend in Wärme und Strom gewandelt.

 Alkalische Thermobehandlung Die ATB-Methode stammt von den Entwicklern Dr. Jürgen Bräutigam und Volker Dorow. Sie vereint die Alkalisierung des sogenannten Überschuss-Schlamms mit Natronlauge. Zuvor wurde dieser auf 37°C erwärmt und im letzten Schritt mit einer geringen Menge Ultraschall behandelt. Um den Überschuss-Schlamm optimal für die ATB-Behandlung vorzubereiten, muss er im ersten Schritt durch eine sogenannte MÜSE (Maschinelle Überschuss-Schlamm-Entwässerung) eingedickt werden.
 
Durch diese Kombination an Verfahrenstechniken werden die im Schlamm enthaltenen lebenden Zellen stark beschädigt bzw. aufgebrochen und können so im anschließenden Faulprozess signifikant besser abgebaut werden. Das dadurch entstehende Gas wurde somit aus Organik gebildet, zählt damit zum klimaneutralen Klärgas. Das Verfahren mindert die Schlammtonnage, so dass weniger Klärschlamm zur Entsorgung anfällt.
 

Testphase abgeschlossen Ein Jahr lang wurde die Technik nun im Klärwerk Buchenbach eingesetzt. Diplom-Ingenieur Frank-Steffen Schmid vom betreuenden Fachbüro für Abwassertechnik berichtet trotz saisonaler, erwarteter Unterschiede in der Mehrgasproduktion von einem erfolgreichen Test der Anlage.
 
In einem guten Betriebsjahr können sich die Einsparungen, welche durch den höheren Stromerlös und die Verminderung des zu entsorgenden Klärschlamms ergaben, auf rund 52. 000 Euro belaufen. Stellt man den Einsparungen dem Aufwand von rund 28.000 Euro gegenüber, welcher auch aus der Wartung der Anlage, Strom- und Materialkosten ergibt, ergibt sich eine positive Bilanz. Da das Klärwerk Buchenbach jedoch zu den wenigen Anlage zählt, welche ohne MÜSE betrieben wird, sind diese anfallenden Kosten für deren Einsatz dem Erlös entgegenzuhalten. Dadurch ergibt sich für die Kläranlage Buchenbachtal in Summe eine leicht negative Bilanz.

Einsparung von CO₂ Die Bilanz der CO₂-Einsparungen fällt jedoch deutlich zu Gunsten der ATB-Anlage aus, welche rund 65t/aCO₂ durch die Steigerung der Klärgasproduktion einspart. Mit dem CO₂-Schattenwert gegengerechnet ergibt sich eine Vermeidung von Umweltschäden in Höhe von rund 20.000 Euro pro Jahr.

Info: CO2-Schattenpreis Der CO₂-Schattenpreis ist ein fiktiver, rechnerischer Wert, der die monetären Kosten und Folgeschäden von CO₂-Emissionen darstellt, um diese in wirtschaftliche Analysen wie Kosten-Nutzen-Rechnungen einfließen zu lassen. Er soll die verborgenen Kosten des Klimawandels für die Gesellschaft sichtbar machen und einen Anreiz schaffen, klimafreundlichere Entscheidungen zu treffen, indem er zu den Kosten der Projekte unmittelbar daraus resultierenden Kosten für Umweltfolgen hinzufügt. Das Umweltbundesamt ermittelt und empfiehlt Werte für den CO₂-Schattenpreis.